Kurzbericht über den 16. Landesverbandstag
am 24.11.2018 in Eberswalde
In der Eröffnung dankte der Vorsitzende Bernd Muck den gastgebenden Freunden der Regionalgruppe Eberswalde, ins-besondere Waldemar Hickel, für die von Ihnen geschaffenen ausgezeichneten Bedingungen für die Tagung. Er begrüßte die vollzählig erschienenen 17 Delegierten und dankte den Teil-nehmern aus Cottbus, Neuruppin und Berlin, dass sie die wei-te Anreise auf sich genommen hatten.
Als Versammlungsleiter schlug er Vorstandsmitglied Rudi Menzel aus Neuruppin vor, der einstimmig bestätigt wurde. Im Rechenschaftsbericht des Landesvorstands stellte er als "gute Nachricht" voran, dass es die Brandenburgische Freundschaftsgesellschaft immer noch gibt - und das mit vielen Aktivitäten. Leider ist die Mitgliederzahl trotz zweier Neuzugänge auf weniger als 60 geschrumpft. Einige ältere Mitglieder können auch nicht mehr so aktiv am Vereinsleben teilnehmen.
Der Landesvorstand hat die laufenden Formalitäten gegenüber dem Vereinsregister und dem Finanzamt erfüllt. Vor wenigen Monaten wurde daraufhin vom Finanzamt die Gemein-nützigkeit um weitere 3 Jahre verlängert. Damit ist der Vor-stand berechtigt, Spendenquittungen auszustellen - auch für gezahlte Mitgliedsbeiträge.
Der Landesvorstand hält den Kontakt zum Bund Deutscher West-Ost-Gesellschaften (BDWO), in dem unser Verein Mitglied ist, zur Stiftung West-Östliche Begegnungen und zur Botschaft der Russischen Föderation. Seit dem 15. Ver-bandstag gab er zwei Mitteilungsblätter "Freundschaftsecho" heraus und trat dreimal zu Vorstandssitzungen zusammen. Häufig konnte der Vorstand Informationen und Einladungen zu verschiedenen Veranstaltungen per E-Mail an Mitglieder weiterleiten.
Wie auch in den Vorjahren organisierte der Vorsitzende die Gedenkveranstaltung am Tag der Befreiung in Potsdam und betreute am 7./8. Mai gemeinsam mit Dr. Wolfgang Ditting und Ludwig Stern in Potsdam Ehrengäste vom Veteranenverband der GSSD/WGT. Ein Höhepunkt war dabei in diesem Jahr eine Gesprächsrunde der Gäste mit einer 12. Klasse der Voltaire-Gesamtschule in Potsdam.
Bernd Muck überreichte den Tagungsteilnehmern von ihm zusammengestellte "Eckdaten des Weges von der Gesellschaft für DSF zur BFG e. V. und zur Stiftung WÖB".
Waldemar Hickel berichtete, dass die Eberswalder Regi-onalgruppe noch 20 Mitglieder hat, von denen alters- bzw. gesundheitlich bedingt nur etwa 3/4 aktiv sind. Höhepunkte der Tätigkeit sind die jährlichen Gedenkfeiern am 6. April zu Ehren der sowjetischen Fliegerhelden Boris Kapustin und Juri Janow sowie am 8. Mai. Enge freundschaftliche Kontakte verbinden die Gruppe mit der Witwe von Boris Kapustin und dem Militärhistorischen Museum Südost in Rostow am Don. Vorstandsmitglied Erhard Rensch informierte, dass die Cottbuser Mitglieder die Städtepartnerschaft mit Lipezk begleiten und sich auch über persönliche Kontakte zum eigenen Bürgermeister und zu Freunden in Lipezk einbringen. Im April dieses Jahres fand im Rathaus eine Ausstellung zu dieser Städtepartnerschaft mit einem Beitrag der Cottbuser BFG-Mitglieder statt. Im Bunkermuseum Kolkwitz wird das vor Jahren gestaltetete Freundschaftszimmer betreut und aktualisiert.
Gerda Menzel-Bismark berichtete über vielseitige Infor-mations- und Kulturveranstaltungen in Neuruppin, z. B. Rus-sischer Abend im Theater, Frauentagsfeier mit Vortrag über Jenny Marx, Sommerfest, Reisebericht über eine Fahrt nach Wladiwostok. Die Gedenkveranstaltung am 8. Mai wird gemeinsam mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde gestaltet.
Siegfried von Rabenau, der unseren Verein im Kuratorium der Stiftung WÖB und beim BDWO vertritt, informierte, dass der Stiftungsvorstand eine neue, sehr engagierte Vorsitzende hat - Jelena Hoffmann (Dipl.-Ing., MdB 1994 – 2005). Zur immer gut besuchten Gedenkfeier am 8. Mai in Schöneiche lädt der Bürgermeister ein.
Uli Leps aus Berlin, Mitglied unseres Vereins seit 2017, berichtete über seine aktiven Kontakte zum Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, zum Büro für Gedenkarbeit bei der Botschaft der Russischen Föderation, zu den Vereinen Friedensbrücke - Kriegsopferhilfe und Obelisk International e.V.. Er besucht sowjetische Gräberstätten in ganz Deutschland, dokumentiert ihren Zustand und setzt sich für ihre Pflege ein. In mehreren Fällen konnte er bereits Hinterbliebenen helfen, die Gräber ihrer sowjetischen Vorfahren in Deutschland zu finden. Sein Anliegen ist es, möglichst vielen noch anonym in Deutschland bestatteten Sowjetbürgern ihren Namen wiederzugeben und den Angehörigen einen Ort für ihre Trauer zu nennen.
Der Leiter des Arbeitskreises "Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe" Dr. Wolfgang Ditting war wegen einer anderen Veranstaltung verhindert. In seinem schriftlichen Bericht an den Verbandstag legte er u. a. dar, dass in den Jahren 2017/18 insgesamt 245 Auskunftsersuchen nach Gräbern in Deutschland bestatteter Sowjetbürger bearbeitet wurden. In 33 Fällen war die Suche erfolgreich. Zusätzlich wurden die umfangreichen Registerunterlagen der sowjetischen Ehren-friedhöfe in Elsterwerda, Eisenhüttenstadt und Schwerin revidiert, wobei 5965 zuvor anonym ruhende Rotarmisten und Zwangsarbeiter ihre Identität zurückerhielten. Dr. Wolfgang Ditting erklärte abschließend, dass er seine Arbeit im Arbeitskreis aus Alters- und Gesundheitsgründen per 31.12.2019 einstellen wird.
Der Schatzmeister Ludwig Stern informierte, dass im Berichtszeitraum die Guthaben des Landesverbands um etwa 30% zurückgegangen sind, aber trotzdem die Tätigkeit des Vereins für weitere Jahre finanziell gesichert bleibt. Bei der Revision am 29.10.2018 wurden alle Kassen- und Buchungsbelege für den Zeitraum 10.11.2016 bis 29.10.2018 geprüft. Im Bericht der Revisionskommission wird die Buchführung als übersichtlich eingeschätzt. Die Abrechnung der Ausgaben war nachvollziehbar und entsprach der Satzung.
Die Delegierten bestätigten die vorgetragenen Berichte und entlasteten einstimmig den Vorstand.
Unter der Leitung von Waldemar Hickel wurden erneut in den Vorstand gewählt: als Vorsitzender - Bernd Muck, als stellv. Vorsitzende – Siegfried von Rabenau und Erhard Rensch. Neu kam als stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Ahrens hinzu. Als Schatzmeister bzw. Revisoren wurden Ludwig Stern sowie Klaus Muß und Felix Kunzewitsch wiedergewählt.
Im Schlusswort dankte Bernd Muck für das Vertrauen und versprach, sich nach Kräften für die Ziele des Vereins einzusetzen. Er erklärte, dass die Möglichkeiten unseres Vereins zwar recht begrenzt sind, aber viele andere Vereine sich ebenfalls für Verständigung mit den Völkern der ehemaligen Sowjetunion einsetzen und gemeinsam Beachtliches erreicht werden kann. Als ein aktuelles Beispiel führte Bernd Muck den "Friedenstreck der Titanen" vom Pferdesportverein Brück nach Weliki Nowgorod an, der auch von unserem Verein mit einer Spende und Grußschreiben unterstützt wurde.
Bernd Muck, Vorsitzender
Freundschafts - Echo 1 / 2019
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Mitteilungsblatt der Brandenburgischen
Freundschaftsgesellschaft e. V. für Regionalverbände,
Basisgruppen, Mitglieder und Sympathisanten
8. Mai – Tag der Befreiung Europas vom Faschismus
Gedenken an in Ostdeutschland gefallene Rotarmisten

Schüler der Potsdamer Schule der Künste „InteGrazia“ erinnern auf der Gedenkveranstal-tung am 8. Mai 2018 am sowjetischen Ehrenfriedhof an die Opfer des 2. Weltkriegs.
Foto: B. Muck
Wie in den Vorjahren laden Stadtverwaltung, Brandenbur-gische Freundschafts-gesellschaft e. V. und Semljaki e. V. wieder in Potsdam zur Gedenkveranstaltung am Tag der Befreiung auf dem Bassinplatz ein. Erwartet werden Vertreter der Botschaften der Russischen Föderation, der Republiken Ukraine und Belarus sowie Persönlichkeiten der Stadt Pots-dam und des Landes Brandenburg.
Auch in Cottbus, Neuruppin, Eberswalde und Schöneiche wirken Mitglieder unseres Vereins bei den Gedenkfeiern maßgeblich mit.
Neben dem Gedenken an die Opfer, die vor allem die Sow-jetunion bei der Befreiung vom Faschismus gebracht hat, geht es insbesondere um die Beendigung gegenwärtiger und die Verhinderung weiterer Kriege. Dabei sind gute part-nerschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und der Russischen Föderation, wie es sich auch eine Mehrheit der Deutschen wünscht, von besonderer Bedeutung. Der An-schluss der Krim an die RF sollte endlich als fester Wunsch der überwiegenden Mehrheit ihrer Bewohner akzeptiert werden. Ich hoffe sehr, dass die Kiewer Regierung Wege zur Verständigung mit den abtrünnigen Regionen Donezk und Lugansk findet. Den Sonntagsreden der EU-Politiker über freien und fairen Handel sollte die baldige Beendigung der Sanktionen gegen Russland folgen. Große Konzerne wie Daimler und Siemens scheinen ohnehin damit umgehen zu können. Erfreulicherweise gibt es trotz der politischen Span-nungen weiterhin eine vielfältige und fruchtbare Zusam-menarbeit in Wissenschaft, Kultur und Bürgerbegegnungen. So kann z. B. Botschaftsrat Alexander Rusinov, Referatsleiter für Bildungs-, Wissenschafts- und Technikfragen, in seinem monatlichen Newsletter über eine erhebliche Anzahl deutsch-russischer Projekte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet berichten. Bernd Muck
Städtepartnerschaft Cottbus-Lipezk (Russland) lebt wieder auf

Auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof (v. l.): Dimitry Kataev, Erhard Rensch, Kristina Neumann, Olga Gerasimenko, Sergey Malko, Jewgeni Pawlow, Karin Kühl, Dr. Elena Herzog und Dr. Markus Niggemann. Foto: D. Nuglisch
Nachdem der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch im Oktober 2018 mit einer Delegation in der Partnerstadt war, kam es vom 11. bis 14.April zum Gegenbesuch. Die fünf-köpfige Abordnung unter der Leitung des stellvertretenden Lipezker Oberbürger-meisters Jewgeni Pawlow mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur hatte ein intensives und vielfältiges Programm zu absolvieren.
Besuche bei der BTU Cottbus, im Heizkraftwerk, in Aus-bildungszentren und am Cottbuser Ostsee gehörten dazu. Die Gäste ließen es sich auch nicht nehmen, Kränze und Blumen auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof niederzulegen.
Beide Seiten bekräftigten ihre vielversprechende aktuelle Ausgangsbasis für das Aufleben der partnerschaftlichen Beziehungen. Die Teilnehmer betonten: „Entgegen der Ab-kühlung des internationalen politischen Klimas wollen wir deutlich machen, dass Deutschland und Russland befreun-dete Staaten sind.“
Die Städtepartnerschaft besteht bereits seit 45 Jahren. Sie wurde 2012 verlängert und aktualisiert. Beide Seiten sind am Ende des Besuches mit Optimismus für gemeinsame Projekte auf wissenschaftlichem, ökonomischem, ökologi-schem und kulturellem Gebiet auseinander gegangen.
Mitglieder unseres Vereins, so Dieter Nuglisch und Erhard Rensch, nahmen an mehreren Veranstaltungen teil und konn-ten dabei ausgehend von eigenen Erfahrungen verschie-denste Impulse für die weitere Zusammenarbeit beider Part-nerstädte einbringen.
Sehr erfreulich war für uns zu erfahren, dass die Teilnehmerin Olga Gerasimenko 1997 Mitglied der Lipezker Jugenddele-gation in der Partnerstadt Cottbus war. Sie arbeitet heute im Wirtschaftsdezernat in Lipezk.
Die nächste Generation hat also den Staffelstab über-nommen. Erhard Rensch
Anmerkung der Redaktion: In einem Schreiben vom 15. April an unseren Verein bedankt sich der Cottbuser Oberbürgermeister insbesondere bei Erhard Rensch für das „Engagement zur erfolgreichen Gestaltung des Besuchs der Gäste aus Lipezk“.
…in Russland gedenkt man auch

Der Garnisonfriedhof in der Heegermühler Straße in Ebers-walde ist ein Ort, der auch 25 Jahre nach dem Abzug der Roten Armee aus Deutschland an die Präsenz sowjetischer Truppen in der Stadt und in ihrem Umfeld erinnert. Der Fried-hof wurde nach dem von W. D. Sokolowski unterzeichneten Befehl 117 der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) am 15. April 1946 errichtet. In der Zeit von 1946 bis 1967 wurden achthundertsechzig namentlich bekannte Sowjetbürger hier beigesetzt.
Am 6. April dieses Jahres versammelten sich an diesem Ort über vierzig Menschen, um der vor dreiundfünfzig Jahren abgestürzten Jagdflieger Hauptmann Boris Wladimirowitsch Kapustin und Oberleutnant Juri Nikolajewitsch Janow zu gedenken.
Während eines Überführungsfluges war die Maschine, ein damals hochmoderner Abfangjäger (Jak-28), wegen Trieb-werksproblemen auf dem ehemaligen Militärflughafen Finow-furt zwischengelandet. Das Flugzeug wurde repariert und konnte nach einigen Tagen den Flug fortsetzen. Zwölf Minu-ten nach dem Start versagten jedoch die Triebwer-ke, und die Piloten entschlossen sich, das Flugzeug in den Stößensee im damaligen britischen Sektor von Berlin notzulanden. Dabei war ein Katapultieren nicht mehr möglich. Sie setzten be-wusst und entgegen dem Befehl der Leitstelle ihr Leben ein und retteten damit Hunderten Menschen im dicht besiedelten Stadtbild von Spandau das Leben.
„Wir verneigen uns vor der menschlichen Stärke und ihrem Heldenmut“, hob der Vorsitzende der Eberswalder Gruppe der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft e. V., Waldemar Hickel, hervor und würdigte dabei auch, dass die freundschaftlichen und persönlichen Kontakte nach Rostow am Don, der Heimatstadt Boris Kapustins, auch Motiv für ihn sind, die Erinnerungen zu bewahren.
Irina Gerzew, seit mehreren Jahren in Deutschland lebend, war mit einer Gruppe von Freunden aus Bernau angereist. Sie weiß, dass die Heldentat der Piloten auch in Russland nicht in Vergessenheit geraten ist, und betonte, wie dankbar sie für die Bewahrung der Erinnerung in Deutschland ist. Sie stimmte dann das in der Interpretation der sowjetischen Chansonette Edita Pjecha (Text: R. Roshdestvenski) in Russland populäre Lied „Ogromnoje nebo“ („Der riesige Himmel“) an, welches den Piloten gewidmet wurde.
Eine Gedenktafel, an der Stößenseebrücke 1993 angebracht, erinnert auch in Berlin an den Akt der Menschlichkeit der beiden Piloten in der Zeit des Kalten Krieges.
Brigitte Großmann
Von der Tätigkeit des Arbeitskreises „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“

Sowjetischer Ehrenfriedhof der Kreisstadt Forst (Lausitz), Frankfurter Straße Foto .W. Ditting
Auch in den bisherigen Monaten des Jahres 2019 folgte der Arbeitskreis „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ der langfristigen Orientierung seiner Tätigkeit: Wie in den Vorjahren stand dabei die Suche nach Gräbern von in den Frühjahrskämpfen 1945 in Deutschland gefallenen oder ver-storbenen Rotarmisten im Vordergrund. Bisher erreichten uns 19 diesbezügliche Anfragen. Zwei der gesuchten Gräber konnten nachgewiesen werden. In 9 Fällen wurden Verewi-gungen der gesuchten Personen auf den dem Sterbeort nächstgelegenen Friedhöfen angeregt, weil die gesuchten Grabstätten entweder nicht vorhanden oder nicht auffindbar waren. Zu 7 Anfragen konnten Hinweise auf Primärbegräb-nisstätten der Toten auf dem Territorium der Republik Polen gegeben werden. Nur in einem Fall konnte unsererseits nicht geholfen werden, weil die betreffende Anfrage nur sehr ungenaue Hinweise auf den wahrscheinlichen Sterbe- und Begräbnisort enthielt.
Den größten Teil unseres Arbeitszeitfonds beanspruchte aber die Revision der Register-unterlagen des sowjetischen Ehren-friedhofs der Kreisstadt Forst (Lausitz, Landkreis Spree-Neiße). Mit dieser in Anbetracht der Grenzlage der Stadt und des Friedhofs sowie der hochgradigen Verwitterung der Gedenkanlagen des Friedhofs und ihrer Beschriftun-gen besonders schwierigen Arbeit wird die wichtigste Voraus-setzung für die umfassende Sanierung und Restaurierung dieses Friedhofs geschaffen, die im kommenden Jahr beginnen soll. Dr. W. Ditting
Kurzinformationen:
– Auf der Vorstandssitzung am 4. April, an der auch der Leiter des Arbeitskreises „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ sowie der Schatzmeister teilnahmen, wurde die Beteiligung unseres Vereins am Empfang einer Delegation des Veteranenverbands der West-gruppe der Truppen vom 9. bis 13. September anlässlich des 25-jäh-rigen Jubiläums des Truppenabzugs beschlossen.
– Die Miglieder des Arbeitskreises „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ vereinbarten in einer Beratung mit Bernd Muck am 17. April, dass nach dem aus gesundheitlichen Gründen angekündigten Rückzug Wolfgang Dittings vom Vorsitz des Arbeitskreises zum Jahresende unser Berliner Mitglied Uli Leps die Arbeit im Rahmen seiner noch durch Berufstätigkeit eingeschränkten Möglichkeiten weiterführen wird. B. Muck
Der Verein ist eingetragen beim Amtsgericht Potsdam mit der Nr. VR 412 und vom Finanzamt mit der Steuer-Nr. 046/141/00074
als gemeinnützig anerkannt. Bankverbindung: Mittelbrand. Spk. IBAN: DE09 16050000 3503000096 BIC: WELADED1PMB
ViSdP: Bernd Muck, Vorsitzender BFG e. V. ber.mu@web.de http://www.bfg-ev.org
„Es wird nicht wieder vorkommen!“
Jahrzehnte lang haben die Freunde der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft e. V. aus Cottbus, Frankfurt/O. und Potsdam Begegnungen zwischen deutschen, russischen belorussischen und auch tschechischen Jugendgruppen organisiert. Es waren immer ereignisreiche Tage und immer gab es Abschiedstränen. Immer gab es Versprechungen, ewig schreiben zu wollen und immer waren es die Jungs, die diese Versprechen als erste vergaßen, während es die Mädchen gewöhnlich länger aushielten. Da die Jugendlichen etwa 14 Jahre alt waren, hatten die Mädchen meist Probleme, die Jungen auf die Tanzfläche zu locken. Aber bei einem Aufenthalt einer Gruppe aus Belarus in Potsdam verguckte sich der 15 jährige, erfolgsgewohnte Sohn einesnNeureichen Unternehmers aus Minsk in eine 18 jährige Betreuerin, die natürlich ältere Verehrer bevorzugte, obwohl der Junge hübsch, sportlich, klug und geistreich war und ständig errötend ihren Spuren folgte. Am Ende des Austausches wurde die Betreuerin von ihren älteren Bruder abgeholt. Ihm wurde natürlich brühwarm vorgetrage, dass seine Schwester einem bildhübschen, geistreichen, klugem und vorallem steinreichen Verehrer einen Korb gegeben habe. Er wunderte sich offenbar gar nicht, und er bemerkte dazu nur: “Sie hat noch nie auf das Wohl ihrer anderen Familienmitglieder Rücksicht genommen!“
In Potsdam war es nie schwer, den Gästen etwas Attraktives zu bieten. Sanssouci, die Studiotour in Babelsberg, das Schwimmbecken im Olympiastützpunkt, das Brandenburger Tor und der Reichstag in Berlin wurden jedes Mal besucht. Da die Treffen aber jahrelang stattfanden, unsere Kinder beim Volleyball und Fußball immer den Kürzeren zogen und wir eigentlich unnötigerweise für Abwechslung sorgen wollten, kamen wir 2015 auf die Idee, ein Schachturnier zu veranstalten.
Und so spielte der damals 8-jährige Landesmeister U10 gleichzeitig gegen 13 Gastkinder und einen Begleiter aus Belarus simultan. Die meisten Gegner waren 12-14 Jahre alt und mit denen hatten wir kein Mitleid, aber den kleinen Mädchen wollten wir eine Niederlage ersparen und informierten den Landesmeister darüber, dass es ein ungeschriebenes Gesetz gäbe, wonach ein männlicher Simultanspieler gegen ´Damen´ höchstens Remis spielen darf. „Ein Kavalier schlägt keine kleinen Mädchen“ schärften wir ihm ein.
Den Mädchen gaben wir sicherheitshalber den Rat, ihren Gegner nett anzulächeln, damit er sich nicht konzentrieren kann. Dass taten sie dann auch sehr gekonnt. Es gibt herrliche Bilder der Veranstaltung, die dokumentieren, dass 12-14 jährige Mädchen schon in der Lage sind, verführerisch zu blicken. Nur beeindruckten diese Blicke unseren 8-jährigen Meister in keiner Weise, denn er wusste noch nicht, dass Dummheit im richtigen Augenblick der Gipfel der Weisheit sein kann. Er verlor nur gegen den erwachsenen Begleiter und gewann gegen alle anderen Gegner. Nur mit Mühe konnten wir ihn dazu bewegen, dem Jungen, der ihm den längsten Widerstand entgegensetzte, ein Remis anzubieten.
Als wir ihn nach vielen Glückwünschen fragten, warum er unsere Gäste so schlecht behandelt habe, entschuldigte er sich damit, dass es sein erstes Simultanspiel gewesen sei, er nie geglaubt habe, gegen 13 Gegner spielen und gewinnen zu können. Und als er bemerkte, dass es doch möglich war, hatte er alle unsere guten Ratschläge vergessen.
„Es wird nicht wieder vorkommen!“ versprach er uns aber.
L. Stern
Ertragreiches Wirken des Arbeitskreises
„Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“
Eine umfangreiche Arbeit leisten seit Jahren die in dem seit 1994 bestehenden Arbeitskreis „Sowjetische Ehrenmale und Friedhöfe“ tätigen Mitglieder unserer Freundschaftsgesellschaft. Dieser Arbeitskreis entstand 1994 als Kooperations-partner des damaligen ostdeutschen „Gedenkstättenverbandes“. Seine Gründung war eine Reaktion auf die unwürdigen und beschämenden Umstände und Begleiterscheinungen des Abzugs der sowjetischen / russischen Truppen (WGT) aus Deutschland. Die abziehenden Soldaten und ihre Familienangehörigen waren bekanntlich die ersten Opfer ausländerfeindlicher Ausschreitungen nach dem restaurativen Umbruch von 1989/90. Allein 1992 wurden nach Angaben des letzten Oberkommandierenden der WGT, Generaloberst Matwej Burlakow, 12 Militär- und Zivilpersonen der Gruppe bei ausländerfeindlichen Übergriffen in Deutschland getötet. Überall in Ostdeutschland wurden sowjetische Ehrenmale und Gräber-stätten zu Zielobjekten ausländerfeindlicher und neonazistischer Schändungen, wurden sie - wie alle Erinnerungsstätten an den antifaschistischen Befreiungskampf - einem erheblichen Bestands- und Veränderungsdruck ausgesetzt. All das löste auch bei uns große Besorgnis um die Umsetzung der beim Abschluss des 2+4-Vertrages von den Regierungen der beiden deutschen Staaten abgegebenen Zusicherung der Bestandssicherung und Pflege der sowjetischen Ehrenmale und Friedhöfe im geeinten Deutschland aus. Vielerorts war offensichtlich, dass staatliche Behörden nichts unternahmen, um Angriffe auf die sowjetischen Ehrenmale und Gräberstätten abzuwehren, ja teilweise sogar den „Bilderstürmern“ und Grabschändern Schützenhilfe leisteten. Dass die Besorgnis begründet und die öffentliche Auseinandersetzung mit den Angriffen auf die sowjetischen Ehrenmale und Gräberstätten im Interesse des Schutzes der menschlichen Würde der Toten unumgänglich war, belegt allein schon die Tatsache, dass im Zeitraum zwischen 1990 und 2004 in Ostdeutschland 65 derartige Objekte beseitigt und 24 weitere unter verschiedenen Vorwänden verlagert worden sind. Die sowjetischen Ehrenmale und Friedhöfe erinnern uns Deutsche unablässig daran, dass die Herrschaft des NS-Regimes trotz des mutigen Kampfes vieler deutscher Antifaschisten letztlich erst durch die von den Truppen der Antihitler-Koalition erzwungene bedingungslose Kapitulation Hitler-Deutschlands beendet wurde Die Sowjetunion und ihre Streitkräfte haben dazu bekanntlich die Hauptlast beigetragen. Die Gedenkstätten an diese Opfer mahnen, jedem neuerlichen Versuch, die Welt in neue Kriege zu stürzen, rechtzeitig entschlossen entgegen zu treten. Unseres Erachtens sind die sowjetischen Ehrenmale und Friedhöfe in Deutschland ebenso wie die KZ-Gedenkstätten und anderen Gedenkstätten für die Opfer des NS-Regimes unveräußerliche Bestandteile der demokratischen und humanistischen Gedenkkultur unseres Volkes. Sie können und dürfen nicht der Disposition geschichtsrevisio-nistischer Kräfte überlassen werden. Völlig zurecht wird deshalb von den Völkern und Regierungen Russlands und anderer Nachfolgestaaten der Sowjetunion heute der Umgang mit den sowjetischen Ehrenmalen und Gräberstätten in Deutschland als Prüfstein für die Aufrichtigkeit deutscher Absichtserklärungen über Frieden, Versöhnung, gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit bewertet. Diesen Gedenkstätten gebührt die gleiche Achtung wie denjenigen, die dem Andenken der Toten anderer Nationen der Antihitler-Koalition und den deutschen Opfern von Faschismus und Krieg gewidmet sind. Unsere Pflicht als Mitglieder des Arbeitskreises sahen und sehen wir darin, dazu beizutragen, die sowjetischen Ehrenmale und Friedhöfe in Brandenburg und ganz Deutschland in ihrem Bestand und ihrer Substanz zu bewahren, als Verteter der demokratischen Öffentlichkeit ihre Erhaltung und Pflege gemäß den Bestimmungen des deutsch-russischen Partnerschaftsvertrages und Kriegsgräberabkommens einzufordern und das Andenken der dort bestatteten Toten wach zu halten.
Heute erstreckt sich die Tätigkeit des Arbeitskreises, der gegenwärtig aus drei Mitgliedern besteht, auf folgende Tätigkeitsfelder:
1. Begleitung und Unterstützung von Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege der Ehrenmale und Friedhöfe in Zusammenarbeit mit dem Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der Botschaft der Russischen Föderation und den zuständigen Landes- und Kommunalbehörden. Wir beraten und unterstützen interessierte Kommunen bei Sanierungs- und Gestaltungsmaßnahmen durch Projektgutachten und Revisionsarbeiten an Friedhofsregistern. Insgesamt hat der Arbeitskreis in den vergangenen Jahren an Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen an 40 Objekten in Städten und Gemeinden des Landes Brandenburg mitgewirkt; auf den meisten dieser Friedhöfe gibt es heute keine unbekannten Toten mehr. (Der Gesamtbestand an sowjetischen Ehrenmalen und Gräberstätten im Land Brandenburg umfasst gegenwärtig 320 Objekte).
2. Unterstützung von Bürgern und Organisationen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion bei der Suche nach Gräbern sowjetischer Bürger in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der Botschaft der Russischen Föderation und den Rot-Kreuz-Gesellschaften des In- und Auslandes. Bisher wurden von uns mehrere Tausend derartige Auskunftsersuchen bearbeitet und mehrere Hundert Grabstätten zweifelsfrei ermittelt. Allein 2015 wurden bisher 245 Auskunftsersuchen bearbeitet, wobei 41 Grabstätten ermittelt und die namentliche Verewigung von 130 bisher als Unbekannte geltenden Toten angeregt wurde.
3. Beratung und Unterstützung des Vorstands und der Mitgliedergruppen der Freundschaftsgesellschaft in gedenkstättenpolitischen Angelegenheiten.
Es scheint bei alledem erwähnenswert, dass der Arbeitskreis ausschließlich ehrenamtlich tätig ist. Er erhält keinerlei finanzielle Zuwendungen oder Vergütungen. Die Mitglieder bestreiten die bei der Arbeit entstehenden Kosten ausschließlich aus ihren persönlichen Einkünften.
Potsdam, 20.11.2015
Dr. W. Ditting, Leiter des Arbeitskreises